Nach unserem denkwürdigen Tag in Agra,
stiegen wir noch am selben Abend in den Zug nach Varanasi. Begleitet
von zwei Jungs aus unserem Hostel, die zufälligerweise nicht nur den
selben Zug, sondern auch Sitzplätze neben unseren gebucht hatten,
betraten wir die 'Sleeper Class'. Im Gegensatz zu unserer angenehmen
ersten Fahrt, erwarteten uns im Sleeper Dreck, Toilettengestank und
ausnahmslos männliche, teils schnarchende Fahrgäste. Während sich
Zac seinen Schlafplatz mit einem Inder mit unbestätigtem Ticket
teilen musste, erging es uns anderen dreien auch nicht wesentlich
besser.
Nach der zwölfstündigen Fahrt kamen
wir also, froh die Reise überstanden zu haben, im heiligen Varanasi
an, wo wir wie gewohnt von lärmenden Rikschafahrern belagert wurden.
Bei unserer Suche nach einem passenden
Hostel, stießen wir auf das 'Blue Lassi', das von da an zu
unserem Lieblingsort werden sollte. Am Nachmittag checkten wir in das
'Shanti Guest House' ein, die Backpackerabsteige schlecht hin.
Pomegranate, Chocolate Lassi |
unser lieblings Lassimann |
03.11.12-6.11.12
Nach dem Frühstück, stiegen wir hinab
zum 'Mani Karnika Ghat', wo jeden Tag 200-400 Tote eingeäschert
werden. Hatten wir am Vortag bereits mehrere Leichenzüge gesehen,
bekamen wir nun einen direkten Einblick in das Bestattungsritual. Von
den zahlreichen Indern vor Ort lernten wir, dass fünf Arten von
Menschen nicht verbrannt, sondern an einen Stein gebunden im Ganges
versenkt werden:
- Kinder unter 10 Jahren, da sie unschuldig sind
- Schwangere
Frauen, da sie ein Kind in sich tragen
- Heilige
Männer, Sadhus, da sie rein sind
- von einer
Kobra Gebissene, aufgrund der Schlangenkette Shivas
- Leprakranke,
da ihre Krankheit ein Zeichen Gottes ist
In ihren heiligen Fluss, genannt 'Mother Ganga', werfen die Inder nicht nur zahlreiche Leichen,
sondern auch ihren gesamten Müll. Eine tote Kuh im Wasser schwimmen
zu sehen und gleichzeitig die Inder, wie sie im Ganges baden und sogar
aus ihm Trinken war ein wirklich bizarrer Anblick für uns.
Während wir durch Varanasis Straßen schlenderten, mussten wir abwechselnd Kühen, Ziegen, Hunden oder deren Mist ausweichen. Des Weiteren ist Varanasi die Stadt der Kauenden und Spuckenden, denn die Betelnuss, die die Zähne erst rot färbt und mit der Zeit völlig abnutzt, erhält man hier an jeder Ecke.
ein falscher Sadhu |
Bis auf diese etwas
gewöhnungsbedürftigen Tatsachen, genossen wir die Atmosphäre der
heiligen Stadt und verbrachten unsere Tage mit Tempelbesichtigungen,
dem Durchstreifen der zahlreichen Gässchen mit Lassis trinken und
Yogastunden auf dem Hosteldach.
Auf den beiden Bootsfahrten zu
Sonnenauf und -untergang, erlebten wir das bunte Treiben am Fluss und
beobachteten wie Gläubige bunte Blumenketten ins Wasser ließen und
Gebete sprachen.
Die Ghats bei Sonnenuntergang |
the 'Sinking Temple' |
Varanasi ist im positiven Sinne ein
Extrem, denn an einem Ort, der so reich ist an der indischen Kultur
und Religion waren wir noch nie zuvor.
So verabschiedeten wir uns am Dienstag
etwas traurig von Zac, dem sentimentalen Chinesen der in Melbourne Business studiert und von dem in Bolivien geborenen, jetzt in Miami
studierenden Antonio, sowie der heiligen Stadt.
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