Dienstag, 6. November 2012

Varanasi - "Mother Ganga"

Nach unserem denkwürdigen Tag in Agra, stiegen wir noch am selben Abend in den Zug nach Varanasi. Begleitet von zwei Jungs aus unserem Hostel, die zufälligerweise nicht nur den selben Zug, sondern auch Sitzplätze neben unseren gebucht hatten, betraten wir die 'Sleeper Class'. Im Gegensatz zu unserer angenehmen ersten Fahrt, erwarteten uns im Sleeper Dreck, Toilettengestank und ausnahmslos männliche, teils schnarchende Fahrgäste. Während sich Zac seinen Schlafplatz mit einem Inder mit unbestätigtem Ticket teilen musste, erging es uns anderen dreien auch nicht wesentlich besser.
Nach der zwölfstündigen Fahrt kamen wir also, froh die Reise überstanden zu haben, im heiligen Varanasi an, wo wir wie gewohnt von lärmenden Rikschafahrern belagert wurden.


Bei unserer Suche nach einem passenden Hostel, stießen wir auf das 'Blue Lassi', das von da an zu unserem Lieblingsort werden sollte. Am Nachmittag checkten wir in das 'Shanti Guest House' ein, die Backpackerabsteige schlecht hin.

Pomegranate, Chocolate Lassi
unser lieblings Lassimann

03.11.12-6.11.12

Nach dem Frühstück, stiegen wir hinab zum 'Mani Karnika Ghat', wo jeden Tag 200-400 Tote eingeäschert werden. Hatten wir am Vortag bereits mehrere Leichenzüge gesehen, bekamen wir nun einen direkten Einblick in das Bestattungsritual. Von den zahlreichen Indern vor Ort lernten wir, dass fünf Arten von Menschen nicht verbrannt, sondern an einen Stein gebunden im Ganges versenkt werden:
- Kinder unter 10 Jahren, da sie unschuldig sind
- Schwangere Frauen, da sie ein Kind in sich tragen
- Heilige Männer, Sadhus, da sie rein sind
- von einer Kobra Gebissene, aufgrund der Schlangenkette Shivas
- Leprakranke, da ihre Krankheit ein Zeichen Gottes ist

In ihren heiligen Fluss, genannt 'Mother Ganga', werfen die Inder nicht nur zahlreiche Leichen, sondern auch ihren gesamten Müll. Eine tote Kuh im Wasser schwimmen zu sehen und gleichzeitig die Inder, wie sie im Ganges baden und sogar aus ihm Trinken war ein wirklich bizarrer Anblick für uns.


Während wir durch Varanasis Straßen schlenderten, mussten wir abwechselnd Kühen, Ziegen, Hunden oder deren Mist ausweichen. Des Weiteren ist Varanasi die Stadt der Kauenden und Spuckenden, denn die Betelnuss, die die Zähne erst rot färbt und mit der Zeit völlig abnutzt, erhält man hier an jeder Ecke.

ein falscher Sadhu
Bis auf diese etwas gewöhnungsbedürftigen Tatsachen, genossen wir die Atmosphäre der heiligen Stadt und verbrachten unsere Tage mit Tempelbesichtigungen, dem Durchstreifen der zahlreichen Gässchen mit Lassis trinken und Yogastunden auf dem Hosteldach.
Auf den beiden Bootsfahrten zu Sonnenauf und -untergang, erlebten wir das bunte Treiben am Fluss und beobachteten wie Gläubige bunte Blumenketten ins Wasser ließen und Gebete sprachen.

Die Ghats bei Sonnenuntergang


the 'Sinking Temple'

Varanasi ist im positiven Sinne ein Extrem, denn an einem Ort, der so reich ist an der indischen Kultur und Religion waren wir noch nie zuvor.

So verabschiedeten wir uns am Dienstag etwas traurig von Zac, dem sentimentalen Chinesen der in Melbourne Business studiert und von dem in Bolivien geborenen, jetzt in Miami studierenden Antonio, sowie der heiligen Stadt.

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