Mittwoch, 3. Juli 2013

Olgas Blog: Der glorreiche Schluss

Nachdem mich Greta also um alle zu überraschen, am anderen Ende der Welt allein gelassen hatte, blieben mir noch zwei Tage bis die Meditation los ging. Diese verbrachte ich größtenteils mit Pia und dem Festival of Photography und traf am letzten Abend Hillary, eine Amerikanerin aus meinem Hostel, die auch die Vipassana Meditation machen würde.


19.06. Mittwoch

Der Tag des Beginns der Meditation hätte nicht chaotischer laufen können, da ich heraus fand, dass etwas mit der Buchung des Shuttlebusses nicht geklappt hatte und es zu spät war nun noch eine Überweisung zu machen. Für die Mitfahrgelegenheit zum Center, die einige auf der Website anboten war es ebenfalls zu spät und so bekam ich die Nummer eines Taxiunternehmens als meine letzte Möglichkeit. Anscheinend hatte der Fahrer noch einige andere, die zur Meditation wollten und so hoffte ich, dass es nicht ganz so teuer werden würde. Etwas im Stress und natürlich gerade mal wieder im strömenden Regen lief ich zum Bus, der mir natürlich gerade vor der Nase weg fuhr, sodass ich etwas zu spät zum Treffpunkt am Fähranleger kam. Dort warteten wir dann aber über eine Stunde auf die anderen Mitfahrer, die nicht auftauchten, sodass wir schließlich losfahren mussten. Auf dem Motorway hatten wir dann erst einen Platten und danach machte noch die Batterie schlapp und wir mussten auf Starthilfe warten. Mein Fahrer war aber total nett und nachdem wir bei ihm zu Hause in ein anderes Auto umgestiegen waren, fuhr er mich zum Center und verlangte dann nur 40 anstatt der eigentlichen 90 Dollar von mir. Wir umarmten uns zum Abschied und er wünschte mir viel Glück, bevor ich in den Speisesaal ging, wo ich noch einen Teller Suppe bekam und alles war nochmal gut gegangen.
Nach einer kleinen Einführung und einer ersten kurzen Meditation, galt dann also das edle Schweigen und alle gingen zu Bett.

Da Greta ja schon einiges über die Meditation geschrieben hat, will ich nichts wiederholen sondern nur nochmal ein bisschen Erklärung beifügen.

Vipassana heißt übersetzt schlicht und einfach die Dinge so zu sehen wie sie sind und das ist genau das, was man 10 Tage lang macht. Man lernt zuerst die Anaphana Meditation kennen, bei der man sich auf seinen natürlichen Atem konzentriert und dann am vierten Tag die Vipassana Meditation, wonach man die restlichen Tage damit zubringt, seinen Körper in Gedanken auf und ab zu gehen und jede kleinste Empfindung an jeder Stelle wahrzunehmen.
Der 10 Tage Kurs ist der erste Schritt auf dem edlen Pfad, der zur Erleuchtung führt, das heißt zu Weisheit, Glück und einem gereinigten Geist. Der Pfad besteht aus drei Teilen: Sila - Moralität, Samadhi - Kontrolle des Geistes und Panna - Reinigung des Geistes.
Sila praktiziert man mit dem Schweigegebot sowie 4 anderen Geboten in denen man dem Töten, Stehlen etc entsagt. Samadhi praktiziert man in den ersten Tagen, indem der Geist mit der Beobachtung des Atems lernt, sich zu konzentrieren und zu beruhigen. Dann ist man bereit für Panna und Vipassana.

Die Technik basiert auf der Verbindung zwischen unserem unbewussten Geist und den Gefühlen, die unser Körper ständig wahrnimmt. So stellen sich schlechte Gedanken Hass, Zorn und Abneigung als Schmerz und Emotionen des Verlangens als angenehmes Gefühl dar. Indem wir diese Gefühle in unserem Körper beobachten, ohne auf sie zu reagieren, arbeiten wir gegen die reagierende Natur unseres Geistes an und befreien uns so nach und nach von den „Unreinheiten“. Die Ursache unseres Unglücks liegt nach Vipassana in uns selbst und unserem konditionierten Verhalten, auf alle äußerlichen Einflüsse mit einem Gefühl der Abneigung oder des Verlangens zu reagieren. Indem man lernt gleichgültig zu bleiben und das Gesetz der Natur versteht, dass alles stetig im Wandel ist, befreit man sich von diesem Verhalten und findet zu Frieden in einem selbst, den man dann nach Außen und zu anderen Menschen tragen kann.

Die Methode soll einem einen universellen Weg zu Glück und harmonischem Leben zeigen und ist sehr darauf bedacht, nicht mit einer bestimmten Religion oder Sekte in Verbindung gebracht zu werden denn Dhamma (die Lehre Buddhas) ist für alle da.
All dies lernten wir in allabendlichen Videovorträgen von Goenka und vieles leuchtete mir ein und brachte mich zum Nachdenken über unsere Lebensweise.
Nach dem Ende des 9tägigen Schweigens, schmerzvollen Sitzens im Lotussitz aber auch einigen intensiven Meditationsmomenten, konnten wir wieder reden und die eigene Stimme fühlte sich bei den ersten Sätzen ganz fremd an. Bald aber lachten und unterhielten wir uns alle ganz glücklich und tauschten unsere Erfahrungen aus. Alle machten einen zufriedenen Eindruck und man fühlte sich wunderbar befreit. Am Abend des 10. Tages gingen alle glücklich ins Bett und am nächsten Morgen säuberte man zusammen das Center.

Ich bekam glücklicherweise einen Platz bei Hillarys Mitfahrgelegenheit und so wollten wir uns gerade auf den Rückweg nach Auckland machen, als einige andere uns um Hilfe baten, da ihr Minibus nicht anspringen wollte. Nach erfolglosen Starthilfeversuchen schob die ganze Gruppe den Bus den Berg hoch und wieder runter und wir versuchten das mehrere Male, bis schließlich mit einem heftigen Keuchen der Motor wieder an sprang. Alle lachten und jubelten und es fühlte sich an, als hätte unsere positive Energie schon nach außen wirken können.
Nachdem Hillary und ich von Gary unserem Fahrer beim Hostel abgesetzt wurden, schlenderten wir durch die Stadt zu einem Plattenladen und gingen Mittagessen. Es fühlte sich ganz seltsam an, zurück in der Gesellschaft zu sein und wir waren ziemlich erschöpft. Am Abend gab es dann aber ein Gemeinschaftsessen im ganzen Hostel, jeder trug etwas bei und so kam ein leckeres Buffet zusammen. Gary kam auch noch einmal dazu und so verbrachten wir einen schönen Abend bevor wir früh ins Bett gingen.


01.07. Montag

Am nächsten Morgen waren wir schon wieder fitter und stiegen auf Mt Eden, einen früheren Vulkan, von dem man einen guten Blick über Auckland hat. Dann stieg Hillary in den Bus um zu einem Yogaretreat nördlich von Auckland zu fahren, wo sie ihre letzte Woche in Neuseeland als Wooferin verbringen würde und ich vergrub mich in der Bibliothek,  wo ich mich mit Unibewerbungen und sonstigen organisatorischen Dingen herumschlug.


02.07. Der letzte Tag

Nachdem ich den Vormittag nochmal mit einigen organisatorischen Dingen verbracht hatte, traf ich Pia und wir schlenderten gemeinsam noch ein wenig durch die Stadt, bevor wir zu meinem Hostel zurückkehrten. Da es ja mein letzter Abend war, wollten wir natürlich noch weggehen. Mit Kevin, der ebenfalls Vipassana gemacht hatte, zogen wir also nach dem Abendbrot los in eine Bar. Zwar war an einem Dienstag Abend nicht viel los, aber wir hatten trotzdem einen lustigen Abend und dann eine kuschelige Nacht, da sich Pia mit in mein Bett quetschte.

Am nächsten Morgen wurde ich netter weise von ihr zum Bus gebracht und dann hieß es Abschied nehmen von ihr, Neuseeland und neunmonatiger Reise.

Was bleibt sind hunderte schöner Erinnerungen, unvergessliche Erlebnisse, nette Menschen, Spaß, Freude und die Lust auf mehr.
Ich bin froh die Reise mit einer so tollen Freundin wie Greta gemacht zu haben und bereue keinen Moment, zusammen oder getrennt.
Danke!!!