Samstag, 26. September 2015

Olgas Blog: Mein Alltag in Valdivia


Nun ist fast schon ein Monat vergangen, seitdem ich den letzten Blogeintrag geschrieben habe. Da wird es höchste Zeit für ein Update mit einigen Geschichten über die Uni, Wochenendausflüge und die chilenischen Lebensart.
Der Start in die Uni verlief doch sehr chaotisch. Letztendlich dauerte es zwei Wochen bis alle Kurse wirklich stattfanden und auch der Zeitplan geklärt war. Letztendlich habe ich vier Kurse belegt, darunter zwei aus meiner Fakultät der natürlichen Ressourcen und zwei weitere Kurse aus der Hydrologie und Bodenkunde. Die Kurse hier an der Universidad Austral sind ganz anders als bei uns, die Vorlesungen sind sehr viel kleiner mit maximal 40 Leuten und zu dem Professor, von den Studenten immer nur als Profe angesprochen, besteht ein viel engeres Verhältnis. Alles kommt einem noch recht verschult vor und auch das Niveau ist dementsprechend nicht sonderlich hoch. Für uns aber schon Herausforderung genug, denn das alles auf Spanisch zu verstehen ist garnicht so einfach. Das chilenische Spanisch ist voll von Slang-Wörtern und Redensarten, die wir so überhaupt nicht kennen und zudem wird besonders unter den Studenten so schnell gesprochen, dass man kein Wort versteht. Gut gefällt mir jedoch, dass aufgrund der kleineren Klassen Exkursionen und Laborarbeit möglich sind und auch regelmäßig stattfinden. Mit anfänglichen Schwierigkeiten haben David und ich mittlerweile auch das Sportangebot entdeckt. So gibt es Muskelaufbautraining, Zumba, Volleyball, eine Schwimmmannschaft und einen wöchentlichen Salsa Kurs. Das macht auf jeden Fall Spaß und ist immer eine gute Gelegenheit mit anderen Studenten in Kontakt zu kommen und sein Spanisch weiter zu erproben.
So kommen mit der Zeit in unsere Gruppe der Austauschstudenten auch immer mehr Chilenen dazu. Valdivia hat uns in letzter Zeit mit überraschend viel Sonnenschein belohnt, und wir verbrachten viel Zeit im botanischen Garten der Uni und am Wochenende ging es regelmäßig ans Meer nach Niebla. Jeden Sonntag kann man dort leckere Meeresfrüchte, Empanadas, Suppen und Fleisch in einer Markthalle essen und ein kleiner Spaziergang am Strand danach, macht einen sonnigen Sonntag perfekt. 

der süßeste Straßenhund Valdivias
Mit der chilenischen Lebensart haben wir jedoch auch immer wieder zu kämpfen. Natürlich geht über die Mittagspause schonmal generell nichts mehr und auch jegliche andere zeitliche Abmachung ist eigentlich überflüssig. Im Internatinoal Office ist man inzwischen Stammgast um nach Studentenausweis, Internetzugang, Eintragung ins Unisystem, dem Spanischkurs etc… nachzufragen, leider immer mit geringem Erfolg. Nachdem David über mehrere Wochen jeden Tag seinen Vermieter getriezt hat, geht bei ihm nun auch endlich die Dusche, wurde auch mal wieder Feuerholz angeliefert oder eine neue Axt gebracht. Endlich also nicht mehr bei den Nachbarn (auch deutsche Austauschstudenten) klingeln müssen, um sich duschen zu können. In meiner neuen Wohnung mit den zwei chilenischen Jungs habe ich mich leider nicht so recht anfreunden können und suche immer noch nach der perfekten Bleibe. Im Haus ist es kalt und dreckig und zum Kochen fehlen zudem sowieso die meisten Utensilien. Zum Glück hat David ein schönes Heim gefunden, so kochen wir dort regelmäßig oder treffen uns mit anderen.

Die Umgebung Valdivias hat eigentlich viel zu bieten. Es gibt viele schöne Küstengebiete und Nationalparks, nur ist es immer recht schwierig dort hinzukommen ohne eigenes Auto. Einen Sonntag starteten David, Nina und ich dann den Versuch in den Nationalpark Costanera Valdiviana zu fahren. Von Niebla aus nahmen wir eine kleine Fähre nach Corral, kamen dann aber nicht mehr weiter da es keinen Bus mehr gab und die Straßen wie ausgestorben waren. So schauten wir uns in Corral um und entdeckten einen steilen Trampelpfad, der die Hügel hinter dem kleinen Ort hinaufführte. Bald kamen wir auf einem Downhill-Mountainbiketrail und folgten diesem weiter aufwärts. Nach einem leckeren Picknick mit super Aussicht, suchten wir uns einen Weg zurück ins Dorf. Das stellte sich aber als nicht sonderlich einfach heraus, doch nachdem wir über diverse Zäune geklettert waren und den vierten Anlauf unternahmen, fanden wir schließlich einen Weg der vielversprechend aussah. Nach einer kleinen Flussüberquerung und Kampf durchs Unterholz standen wir endlich wieder auf der Straße. Puh!

Blick auf den Rio Valdivia

deswegen war da also ein Zaun...

Bucht von Corral
Am Abend veranstalteten Freunde eine Completo-Party. Completos sind die Hotdogs Chiles mit Avocadocreme statt Röstzwiebeln aber sonst sehr ähnlich und überhaupt nicht mein Fall. Für mich gabs natürlich anstatt Wurst die vegetarische Variante mit Mohrrübe, aber wenn man mal unterwegs einen kleinen Snack haben will, gibt es selten etwas ohne Fleisch. 
Man kann leider auch sonst nicht behaupten, dass die Chilenen Feinschmecker sind. Meistens besteht das Essen aus viel Fleisch, Fett und weißem Brot. Ich freue mich aber über den Fischmarkt und die vielen kleinen Obst- und Gemüseläden, in denen man inzwischen auch super leckere reife Avocados kaufen kann.

Bei so vielen neuen Erfahrungen geht die Zeit wie im Fluge vorbei. Auch in der Uni haben wir bereits einiges zu tun, mussten schon zwei kleine Präsentationen halten und Exkursionsberichte abgeben. Auch hier muss man sich an die chilenische Arbeitsmoral gewöhnen. Die Gruppenarbeit zieht sich quälend langsam dahin nachdem alle erstmal eine Stunde zu spät kamen. Nebenbei muss natürlich regelmäßig das Smartphone nach WhatsApp Nachrichten oder Neuigkeiten auf Facebook gecheckt werden. Nach so einer anstrengenden Uniwoche gibt es am Wochenende aber immer etwas zu feiern. Der 18.September ist der Nationalfeiertag von Chile und dieser wird natürlich groß begangen mit Musik, Tanz und Asados (Grillen). Letzte Woche begann der Carneval de Primavera mit großem Umzug und seitdem sieht man regelmäßig verkleidete Leute und geschmückte Wagen auf den Straßen. Kommenden Montag beginnt dann ein Filmfestival, für das wir als Studenten vergünstigte Karten bekommen haben.

Kein Grund also zur Langeweile!

Freitag, 4. September 2015

100.Post! Olgas Blog: Die Atacama Wüste


Am Montag fanden wir uns alle klatschnass von dem heftigen Regen draußen in einem der Unisäle ein. Dort wurde uns das Sportangebot der Uni vorgestellt, wobei sogar die Muttersprachler teilweise Probleme hatten, das schnelle Spanisch des Sportdirektors zu verstehen.  Danach ging es mit dem Bus in die Stadt und zum Fisch essen in die Markthalle. Am Abend trafen wir uns erneut in einer großen Gruppe von Austauschstudenten, aßen Sushi zum halben Preis und sangen Karaoke in der Strike Bar. Auf dem Weg nach Hause wurden wir wie immer von einer Meute wilder Hunde eskortiert, die aber zum Glück recht friedlich sind.
Am Dienstag verzichteten David und ich auf den Stadtrundgang, da es immer noch heftig regnete und trafen den Rest der Gruppe erst in der Kunstmannbrauerei wieder. Eine von Deutschen gegründete Brauerei und eines der meistgetrunkenen Biere in der Gegend. Wir probierten die verschiedenen Sorten aus, darunter auch Honig- und Schokoladenbier.
Am Mittwoch hatten sowohl David als ich nochmal einige Wohnungsbesichtigungen die nur für David erfolgreich ausfielen, ich muss wohl noch ein bisschen weiter suchen. Am Abend trafen wir uns in einer kleinen Gruppe im Haus von Katinka und Mariella und feierten Wohnungseinweihungsparty.

Donnerstag, heute musste dann alles ganz schnell gehen, denn wir wollten noch am selben Tag in die Atacama Wüste aufbrechen. Also hieß es Bus- und Flugtickets buchen, Sachen packen und sonstige Reisevorbereitungen treffen. Am Abend ging es dann diesmal nur zu zweit mit dem Bus nach Santiago und am nächsten Morgen mit dem Flugzeug weiter nach Calama. Schon von Flugzeug aus konnte man die Veränderung der Landschaft von grünen Tälern und schneebedeckten Bergen zur Wüstenlandschaft beobachten. Von Calama  aus waren es jetzt nur noch 100km Autofahrt bis in die kleine Wüstenstadt San Pedro de Atacama auf 2450m über Meeresniveau.
Nachdem wir im Tatais Hostal eingecheckt hatten gingen wir auf Essenssuche, bestaunten die Landschaft um uns herum und schlenderten noch eine Weile durch die belebten Gassen.



Wasser und Cola Transport
Feria Artesanal
Den Samstag ließen wir ganz ruhig angehen, da wir beide etwas erkältet waren und uns die Umstellung vom verregneten Valdivia in die trockene, heiße Luft der Atacama schon etwas zu schaffen machte. Am Nachmittag machten wir uns zu Fuß auf den ersten Entdeckungsgang. Auf der Suche nach dem Valle de la Muerte, Tal des Todes, wanderten wir durch beeindruckende Steinformationen, kletterten große Dünen hinauf und beobachteten eine Gruppe von Sandboardern. Wir durften es dann sogar auch mal probieren waren aber nicht sonderlich begeistert, auf Schnee fährt es sich doch deutlich besser!







Am nächsten Tag wurde ein großen Fest zu Ehren der Santa Rosa de Lima gefeiert und die Bewohner tanzten in farbenprächtigen Kostümen zu Trommelmusik. Später packten wir dann viel Wasser und ein leckeres Picknick, liehen uns Fahrräder in der Stadt aus und machten uns auf den Weg zum Valle de la Luna, dem Tal des Mondes. Dieses Tal ist eine der Hauptattraktionen um San Pedro und auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Landschaft erscheint einem wie aus einer anderen Welt und man kommt aus dem Staunen garnicht mehr raus. Im letzten Licht der Sonne und mit schmerzenden Hintern machten wir uns am Abend auf den Rückweg. Erschöpft aber sehr zufrieden mit dem Tag fielen wir in unsere Betten.


Kirche von San Pedro


Salzhöhle im Valle de la Luna








Ohne ein eigenes Auto ist man leider auf die zahlreichen Touranbieter angewiesen, mit denen San Pedros Straßen gepflastert sind. Die Touren reichen von Geysieren und heißen Quellen über Lagunen und Salzwüsten bis hin zu Wanderungen auf aktive Vulkane. Nach einigem Vergleichen hatten wir uns letztendlich für Sun Travel entschieden von denen wir um halb8 Uhr morgens zu der Tour Lagunas Altiplánicas abgeholt wurden. Nach großer Verwirrung und einigen extra Runden durch die Stadt, hatten wir dann die zwei fälschlich abgeholten Touris wieder ausgeladen und alle Tourteilnehmer im Bus untergebracht. Nach einem Frühstücksstopp in Socaire fuhren wir stetig weiter bergauf, bis wir die auf 4140m Höhe gelegenen Lagunen Miscanti und Miniques erreichten. Die Lagune Miscanti entstand aus einem früheren Gletschersee und wird heute größtenteils von Grundwasserzuströmen aus den Bergen gespeist. Durch Versickerung bildete sich die etwas darunter gelegene Lagune Miniques. Wir entdeckten sogar zwei Vicunas, eine Lamaart die hier frei lebt. Leider muss man bei diesen Touren ja immer auf den Zeitplan achten und so ging es viel zu schnell schon wieder weiter. 

Socaire
finde das Vicuna!
Laguna Miniques
Laguna Miscanti
Nächster Halt die Salar de Atacama, eine beeindruckende Salzwüste mit der Laguna Chaxa im Mittelpunkt, die Heimat zahlreicher Zugvögel vor allem Flamingos ist. An ihrer Stelle war auch einst ein See der aber vollständig austrocknete und nur seine Sedimente hinterließ. Jährlich werden hundertetausende Tonnen von Salz, Lithium und Kalium mit dem Niederschlagswasser eingetragen. Durch Verdunstung wächst die Salzkruste immer weiter. An einigen Stellen tritt das Wasser an die Oberfläche und es entstehen hypersaline Teiche in denen man die Flamingos herumwaten sehen kann. Auf dem Rückweg machten wir noch in dem kleinen Dorf Toconao Halt, wo man schöne Pullis und Schals auf Alpacawolle kaufen konnte. 




Tür aus Kaktusholz
Am Abend hatten wir nochmals eine Tour gebucht. Diesmal ging es darum den berühmten Sternenhimmel in der Atacama etwas genauer kennenzulernen. Gegen halb9 Uhr abends brachen wir also wieder im Minibus zum Haus eines Astrologen auf. Dort erfuhren wir zunächst einmal ein paar grundlegende Fakten über unser Universum, die Sterne und Planeten, alles auf Englisch übersetzt von seiner netten Ehefrau. Danach wurden uns einige Sternformationen am Himmel gezeigt und zum Abschluss konnten wir dann auch noch durch die Teleskope schauen und entdeckten Sternenmuster, fremde Galaxien, den Saturn mit Ring und drei seiner Monde und schließlich auch noch unseren Mond in voller Pracht. Ein sehr schönes Erlebnis, dass uns etwas nostalgisch und winzig klein zurück ließ.

An unserem letzten Tag wagten wir noch mal eine kleine Fahrradtour in die Quebrada del Diablo, die Teufelsschlucht. Nochmals genossen wir die einzigartige Landschaft und den guten Ausblick von dem kleinen Berg am Ende der Schlucht. Zurück im Hostel aßen wir erstmal ein leckeres Lunch mit natürlich ganz viel Avocado! Danach ging es mit dem Bus zurück nach Calama, das verschrien ist als die hässlichste Stadt Chiles aber für die Wirtschaft von großer Bedeutung. Denn ganz in der Nähe befindet sich der weltgrößte Kupfertagebau. Nachdem wir uns im etwas heruntergekommenen Denzelhostel eingerichtet hatten, gingen wir noch ein bisschen in der Fußgängerzone umher und aßen in einem kleinen Restaurant. 


Blick in die Teufelsschlucht

Am nächsten Tag fing die Suche nach der Touristeninformation los, denn wir hatten von einer kostenlosen Tour in die Mine gehört und wollten uns einen Besuch nicht entgehen lassen. Nachdem wir schon am Vortag von der Hostelbesitzerin an die falsche Adresse geschickt wurden, fragten wir heute 2 unterschiedliche Polizisten und eine Frau die uns wiederum alle in verschiedene Richtungen schicken wollten. Letztendlich wusste dann wenigstens die Municipalidad Bescheid und wir kamen noch an die gewünschte Auskunft. Um halb2 Uhr am Nachmittag ging es dann nach einer kurzen Sicherheitseinführung mit dem Bus nach Chuquicamata. Zuerst fuhren wir in die gleichnamige Geisterstadt, wo früher die Arbeiter wohnten. Dort bekamen wir vom Guide eine Einführung in die Kupfergewinnung und - verarbeitung von der Sprengung übers Einschmelzen bis zur Reinigung mittels Elektrolyse bis man 99,99% reines Kupfer erhält. Nach diesem Vortrag ging es dann zur eigentlich Mine, wo wir von einer Aussichtsplattform die vollen Ausmaße des gigantischen Tagebaus sehen konnten. Wie Ameisen krochen die Lastwagen mit einem Reifendurchmesser von 4m den Berg hinauf und bewegten tausende Tonnen Gestein.

die Geisterstadt

die Sicherheitsstandards sind hoch auf für Touris


Am Abend stiegen wir dann wieder in den Flieger zurück nach Santiago, wo wir noch eine Nacht bei einer Bekannten aus Freiburg bleiben wollten, die mit uns den Spanischkurs belegt hatte und auch zum Studieren nach Chile gegangen ist.

Am Donnerstag zeigte uns Julika dann ein bisschen Santiago und wir stiegen auf den Cerro Santa Lucía und schlenderten über den Artisanenmarkt. Eigentlich wollten wir danach noch auf den Cerro San Cristóbal, wo die berühmte Statue der Jungfrau Maria steht, aber nachdem wir von einigen Polizisten gewarnt wurden, dass es wiederholt zu Raubüberfällen auf Touristen gekommen ist und ihre Schicht jetzt endet machten wir doch wieder kehrt. So ging auch dieser Tag wieder schnell vorbei und nach einem gemeinsamen Abendessen hießen für David und mich wieder 11Stunden Busfahrt zurück nach Valdivia. 

Santiago centro
Cerro Santa Lucía