Nun ist fast schon ein Monat vergangen, seitdem ich den letzten Blogeintrag geschrieben habe. Da wird es höchste Zeit für ein Update mit einigen Geschichten über die Uni, Wochenendausflüge und die chilenischen Lebensart.
Der Start in die Uni verlief doch sehr chaotisch.
Letztendlich dauerte es zwei Wochen bis alle Kurse wirklich stattfanden und
auch der Zeitplan geklärt war. Letztendlich habe ich vier Kurse belegt,
darunter zwei aus meiner Fakultät der natürlichen Ressourcen und zwei weitere
Kurse aus der Hydrologie und Bodenkunde. Die Kurse hier an der Universidad
Austral sind ganz anders als bei uns, die Vorlesungen sind sehr viel kleiner
mit maximal 40 Leuten und zu dem Professor, von den Studenten immer nur als
Profe angesprochen, besteht ein viel engeres Verhältnis. Alles kommt einem noch
recht verschult vor und auch das Niveau ist dementsprechend nicht sonderlich
hoch. Für uns aber schon Herausforderung genug, denn das alles auf Spanisch zu
verstehen ist garnicht so einfach. Das chilenische Spanisch ist voll von
Slang-Wörtern und Redensarten, die wir so überhaupt nicht kennen und zudem wird
besonders unter den Studenten so schnell gesprochen, dass man kein Wort
versteht. Gut gefällt mir jedoch, dass aufgrund der kleineren Klassen
Exkursionen und Laborarbeit möglich sind und auch regelmäßig stattfinden. Mit
anfänglichen Schwierigkeiten haben David und ich mittlerweile auch das
Sportangebot entdeckt. So gibt es Muskelaufbautraining, Zumba, Volleyball, eine
Schwimmmannschaft und einen wöchentlichen Salsa Kurs. Das macht auf jeden Fall
Spaß und ist immer eine gute Gelegenheit mit anderen Studenten in Kontakt zu
kommen und sein Spanisch weiter zu erproben.
So kommen mit der Zeit in unsere Gruppe der
Austauschstudenten auch immer mehr Chilenen dazu. Valdivia hat uns in letzter
Zeit mit überraschend viel Sonnenschein belohnt, und wir verbrachten viel Zeit
im botanischen Garten der Uni und am Wochenende ging es regelmäßig ans Meer
nach Niebla. Jeden Sonntag kann man dort leckere Meeresfrüchte, Empanadas,
Suppen und Fleisch in einer Markthalle essen und ein kleiner Spaziergang am
Strand danach, macht einen sonnigen Sonntag perfekt.
der süßeste Straßenhund Valdivias |
Mit der chilenischen Lebensart haben wir jedoch auch immer
wieder zu kämpfen. Natürlich geht über die Mittagspause schonmal generell
nichts mehr und auch jegliche andere zeitliche Abmachung ist eigentlich
überflüssig. Im Internatinoal Office ist man inzwischen Stammgast um nach
Studentenausweis, Internetzugang, Eintragung ins Unisystem, dem Spanischkurs etc…
nachzufragen, leider immer mit geringem Erfolg. Nachdem David über mehrere
Wochen jeden Tag seinen Vermieter getriezt hat, geht bei ihm nun auch endlich
die Dusche, wurde auch mal wieder Feuerholz angeliefert oder eine neue Axt
gebracht. Endlich also nicht mehr bei den Nachbarn (auch deutsche
Austauschstudenten) klingeln müssen, um sich duschen zu können. In meiner neuen
Wohnung mit den zwei chilenischen Jungs habe ich mich leider nicht so recht
anfreunden können und suche immer noch nach der perfekten Bleibe. Im Haus ist
es kalt und dreckig und zum Kochen fehlen zudem sowieso die meisten Utensilien.
Zum Glück hat David ein schönes Heim gefunden, so kochen wir dort regelmäßig
oder treffen uns mit anderen.
Die Umgebung Valdivias hat eigentlich viel zu bieten. Es
gibt viele schöne Küstengebiete und Nationalparks, nur ist es immer recht
schwierig dort hinzukommen ohne eigenes Auto. Einen Sonntag starteten David,
Nina und ich dann den Versuch in den Nationalpark Costanera Valdiviana zu
fahren. Von Niebla aus nahmen wir eine kleine Fähre nach Corral, kamen dann
aber nicht mehr weiter da es keinen Bus mehr gab und die Straßen wie
ausgestorben waren. So schauten wir uns in Corral um und entdeckten einen
steilen Trampelpfad, der die Hügel hinter dem kleinen Ort hinaufführte. Bald
kamen wir auf einem Downhill-Mountainbiketrail und folgten diesem weiter
aufwärts. Nach einem leckeren Picknick mit super Aussicht, suchten wir uns
einen Weg zurück ins Dorf. Das stellte sich aber als nicht sonderlich einfach
heraus, doch nachdem wir über diverse Zäune geklettert waren und den vierten
Anlauf unternahmen, fanden wir schließlich einen Weg der vielversprechend
aussah. Nach einer kleinen Flussüberquerung und Kampf durchs Unterholz standen
wir endlich wieder auf der Straße. Puh!
Blick auf den Rio Valdivia |
deswegen war da also ein Zaun... |
Bucht von Corral |
Am Abend veranstalteten Freunde eine Completo-Party.
Completos sind die Hotdogs Chiles mit Avocadocreme statt Röstzwiebeln aber
sonst sehr ähnlich und überhaupt nicht mein Fall. Für mich gabs natürlich
anstatt Wurst die vegetarische Variante mit Mohrrübe, aber wenn man mal
unterwegs einen kleinen Snack haben will, gibt es selten etwas ohne Fleisch.
Man kann leider auch sonst nicht behaupten, dass die Chilenen Feinschmecker
sind. Meistens besteht das Essen aus viel Fleisch, Fett und weißem Brot. Ich
freue mich aber über den Fischmarkt und die vielen kleinen Obst- und
Gemüseläden, in denen man inzwischen auch super leckere reife Avocados kaufen
kann.
Bei so vielen neuen Erfahrungen geht die Zeit wie im Fluge
vorbei. Auch in der Uni haben wir bereits einiges zu tun, mussten schon zwei
kleine Präsentationen halten und Exkursionsberichte abgeben. Auch hier muss man
sich an die chilenische Arbeitsmoral gewöhnen. Die Gruppenarbeit zieht sich
quälend langsam dahin nachdem alle erstmal eine Stunde zu spät kamen. Nebenbei
muss natürlich regelmäßig das Smartphone nach WhatsApp Nachrichten oder
Neuigkeiten auf Facebook gecheckt werden. Nach so einer anstrengenden Uniwoche
gibt es am Wochenende aber immer etwas zu feiern. Der 18.September ist der
Nationalfeiertag von Chile und dieser wird natürlich groß begangen mit Musik,
Tanz und Asados (Grillen). Letzte Woche begann der Carneval de Primavera mit
großem Umzug und seitdem sieht man regelmäßig verkleidete Leute und geschmückte
Wagen auf den Straßen. Kommenden Montag beginnt dann ein Filmfestival, für das
wir als Studenten vergünstigte Karten bekommen haben.
Kein Grund also zur
Langeweile!